International studieren – Auf in die Welt
findest du im ZEIT Studienführer.
Alexander Haridi
War als Student unter anderem in Marokko, Ägypten, den Niederlanden und Frankreich unterwegs. Beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) leitet er das Referat „Informationen zum Studium im Ausland“
Herr Haridi, was bringt einem ein Auslandsaufenthalt im Studium?
Da braucht man nur Studierende zu fragen, die weg waren! Ich wette, dass vier von fünf antworten werden: Es war die beste Erfahrung meines Lebens. Es öffnet sich eine neue Welt. Als hätte man vorher in einem Zimmer gelebt, ohne aus dem Fenster zu sehen. Plötzlich aber schaut man raus und entdeckt ganz neue, ungeahnte Dinge. Dadurch sieht man auch sich selbst anders.
Was kann man im Ausland lernen, das man hier in Deutschland nicht mitbekäme?
Dinge allein zu regeln, die sonst andere für einen erledigen würden. Alte Gewissheiten infrage zu stellen, neue Freunde zu finden, in einer zuvor unbekannten Kultur zurechtzukommen. Dabei tritt man ziemlich sicher auch in Fettnäpfchen. Aber das gehört dazu.
Welche Möglichkeiten gibt es, als Studierender ins Ausland zu gehen?
Es gibt unterschiedliche Formate wie Sprachkurse, Sommerschulen, Praktika und Auslandssemester. Man kann auch den kompletten Bachelor oder Master im Ausland absolvieren. Es ist prinzipiell möglich, einen Auslandsaufenthalt auf eigene Faust zu organisieren, aber wer mit einem Erasmus-Stipendium oder über ein Austauschprogramm seiner Hochschule ins Ausland geht, nutzt erprobte Kontakte, wird in der Regel besser betreut und hat es insgesamt einfacher.
„Als hätte man vorher in einem Zimmer gelebt, ohne aus dem Fenster zu sehen.“
Wo kann man sich über Auslandsaufenthalte informieren?
Man sollte schauen, was an der eigenen Hochschule läuft. Das Akademische Auslandsamt dort informiert Studierende aller Fächer rund um das Thema. Außerdem gibt es an den einzelnen Fakultäten häufig fachspezifische Auslandsberatungen. Einen ersten Überblick über Länder und Programme sowie Antworten auf die wichtigsten Fragen bietet das DAAD-Portal studieren-weltweit.de. Dort findet man auch Beiträge der Correspondents, das sind Studierende, die gerade im Ausland sind und über ihre Erlebnisse in Bildern, Texten und Videos bloggen.
Und wie finanziert man das Ganze?
Studierende haben gute Chancen, eine der vielen Erasmus-Förderungen an ihren Hochschulen zu erhalten. Hier gibt es bis zu 450 Euro pro Monat. Aufwendiger ist die Bewerbung um ein Stipendium beim DAAD, zu der wir auf unserem Portal unter daad.de/ausland informieren. Der Vorteil daran ist, dass es mehr Geld gibt und man das Zielland und die Hochschule frei wählen kann. Auch das Auslandsbafög ist interessant.
Bekommt man das nur, wenn man im Inland auch Bafög bezieht?
Nein. Darauf kann sich auch bewerben, wer im Inland nicht gefördert wird. Studiengebühren bis zu 4.600 Euro werden erstattet und müssen nicht zurückgezahlt werden.
Können bei einem Auslandssemester auch Schwierigkeiten auftreten?
Klar. Es kann dauern, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Oder es hapert erst mal mit der Sprache. Manche fühlen sich zunächst einsam oder brauchen Zeit, um sich an die andere Kultur zu gewöhnen. Aber genau daran wächst man ja auch.
Was hilft, sich schnell einzugewöhnen?
Eine gute Planung. Oft bieten die Unis auch Sprachkurse an oder interkulturelle Vorbereitungskurse. Eine schöne Aufwärmübung ist es, ausländische Studierende zu betreuen.
Viele sind mit Erasmus+ nach Großbritannien gegangen. Was ist nach dem Brexit anders?
Offiziell hat Großbritannien mit dem Brexit auch Erasmus+ verlassen, aber es lohnt sich trotzdem, beim Erasmus-Koordinator nachzufragen, wie die Partneruni das handhabt. Für eine Übergangszeit besteht die Chance, noch zu alten Bedingungen reisen zu können.
Die Hochschulen haben spezielle Anlaufstellen für alle Fragen rund um den Auslandsaufenthalt im Studium. Es gibt viele Austauschprogramme und Stipendien. Außerdem kann man Auslandsbafög beantragen.
Auf studieren-weltweit.de bloggen aktuelle DAAD-Stipendiaten über ihre Erlebnisse.
„Im Idealfall überlegt man schon vor Studienbeginn, was man will.“
Wann sollte man anfangen, einen Auslandsaufenthalt vorzubereiten?
Im Idealfall überlegt man vor Studienbeginn, was man will. Dann kann man eine Hochschule suchen, deren Partnerunis und Programme dazu passen. Studiert man bereits, sollte man möglichst im ersten Semester anfangen, sich zu informieren.
Sie haben erst in Hamburg, dann in Paris studiert. Wie haben Sie den Wechsel erlebt?
An der Uni in Frankreich ging es darum, schnell viel zu schaffen. Nie reichte die Zeit. Trotzdem mussten wir die Ergebnisse ansprechend präsentieren. Das fand ich anfangs schwierig. Aus Deutschland war ich es gewohnt, Fragen bis in unendliche Tiefen zu erforschen. Aber es hat mir viel gebracht, man hat ja später im Beruf auch oft wenig Zeit.